Alternative Psychologie  Ego.

Ego-Manie

Sozialisation insgesamt, die Rollen in Familie, Beruf und Gesellschaft, die meisten unserer Handlungen – aber auch die Versäumnisse («ich sollte ...») – sind Dünger für das Ego. Ein Potemkinsches Szenario des Einzelnen, aber auch von kleineren und grösseren Gemeinschaften, von Unternehmen, politischen Akteuren. Das Ego gaukelt uns mit immer raffinierteren Tricks Stabilität, Perspektiven und Wahrheiten vor. Wir ahnen den Betrug und verstecken uns noch verbissener hinter Karriere, Freizeittumult und Wohnwänden. Es braucht schliesslich immer mehr Energie, das derart korpulente Ich vor dem Zusammenbrechen zu bewahren. Verdrängte Ängste und latente isolationistische Tendenzen unterwandern die Ego-Festung. Mit zunehmender Ich-Beanspruchung dreht das psycho-somatische Immunsystem immer hochtouriger. Wir werden verwundbar … bis dann Körper oder Psyche – endlich, aber oft zu spät – einen Marschhalt erzwingen.

Das Selbst sichert das Überleben

In uns ist etwas angelegt, das tiefer liegt als alles Angeeignete unseres Egos. Dabei müssen wir nicht etwas hinzufügen oder uns bereichern (bspw. «besser werden») – einzig die Krusten des Egos sind abzutragen. Erst wenn erworbene Ego-Vorstellungen «verlernt» werden, kann die Geburt unseres eigentlichen Selbst beginnen. Es ist der Kern, der übrig bleibt, wenn alle Dinge und Erscheinungen als blosse Konzepte entlarvt werden. Zu allen Zeiten und in allen Weltgegenden war spirituelles Bemühen von Menschen gleichsam die Suche auf diesem Pfad nach Innen. Es scheint die einzig überdauernde menschliche Bestimmung zu sein. Die Mystik nennt es «Das Sterben des Ich» und es ist Voraussetzung für das Erleben des Selbst. Alle Wesen sind Mosaiksteine eines Ganzen. Solange wir am einzelnen Teilchen festhalten, ist die übergeordnete Wahrheit nicht zu erfassen. Das Ich muss also ins Selbst transzendiert werden. Die Naturwissenschaft kennt das Prinzip der «Finalität des Atoms». Es ist die Öffnung hin zum Übergeordneten (zum Beispiel: vom Atom zum Molekül hin). Wer in seiner vordergründigen Ich-Person hängen bleibt, sich nicht zum Andern und anderem hin öffnen kann, stagniert und geht schliesslich unter. Derart geschlossene Systeme sind im Sinne der Evolution zum Scheitern verurteilt.
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